Deutschland

Als einen berührenden und tiefgründigen Roman über Trauer und die Schwierigkeit, mit Verlust umzugehen, beschreibt AKZENTE-Kollegin Sybille Scherer "Von hier aus weiter" der Autorin Susann Pásztor.&nbsp;Nach dem plötzlichen Suizid ihres Mannes wird Marlene mit ihren eigenen, überwältigenden Gefühlen der Einsamkeit und Verzweiflung konfrontiert. In ihrem großen, leeren Haus lebt sie nach dreißig Jahren Ehe als Witwe, lehnt jede Unterstützung ab und zieht sich von der Welt zurück. Sie ignoriert die Anrufe ihrer Freundin, trinkt zu viel und nimmt Tabletten. In ihrer Verzweiflung plant auch sie ihren eigenen Suizid.❗️Doch eines Tages steht unerwartet Jack, ein ehemaliger Schüler und Klempner, vor der Tür und zieht kurzerhand bei ihr ein. Jack, der sich als hervorragender Koch und einfühlsamer Mitbewohner erweist, hilft Marlene, aus ihrer Isolation herauszufinden. Doch trotz seiner Unterstützung kann er nicht ganz verstehen, warum Marlene nicht weint oder trauert, sondern vor allem von Wut erfüllt ist.👉Im Verlauf des Romans erfahren wir den tiefen Grund für Marlenes Wut, der die Frage aufwirft, wie unterschiedliche Menschen mit Verlust und Trauer umgehen. Susann Pásztor gelingt es meisterhaft, die komplexen Emotionen und die innere Zerrissenheit der Hauptfigur zu zeigen und die Leser in eine Reise der Selbstfindung und Heilung mitzunehmen.🫶"Von hier aus weiter" ist nicht nur ein Roman über Trauer und deren Bewältigung, sondern auch ein eindrucksvolles Porträt über die Suche nach einer neuen Perspektive im Leben, selbst nach einem so schmerzhaften Verlust.&nbsp;📚 Susann Pásztor: Von hier aus weiter 📖 256 Seiten | Kiepenheuer &amp; Witsch | 2025

Von hier aus weiter

Vier junge Frauen, die sich noch aus ihrer gemeinsamen Schulzeit kennen, pflegen ihre Freundschaft auch Jahre später noch und fahren einmal im Jahr gemeinsam in den Urlaub.Dieses Jahr begeben sich die vier auf eine Wanderung in der norwegischen Wildnis, aber nicht alle sind der Meinung, dass sie die gewählte Route bewältigen können. Doch da sie alle mindestens ein schwerwiegendes Geheimnis mit sich herumtragen und dieses nicht direkt zu Beginn der Wanderung beichten wollen, treten sie die extreme Herausforderung an.⚡️⛈Schon von Anfang an verläuft das Vorhaben nicht, wie sie es sich vorgestellt hatten, es entstehen Streitigkeiten, und körperliche Beschwerden machen sich bemerkbar. Als dann auch noch ein Unwetter aufzieht und die Freundinnen ins Fadenkreuz eines Verbrechers geraten, läuft gar nichts mehr wie geplant. Im Verlauf der Handlung lernen wir die Frauen sehr gut kennen und können uns in ihre Lage hineinversetzten. "Das hat mich als Leserin sehr emotional gemacht, da man weiß, aus welchen Beweggründen heraus die Frauen handeln und weil man so in die Geschichte hineingezogen wird", findet AKZENTE-Mitarbeiterin Frida Lang. “Insgesamt kann man sich für den neuen Krimi „The Hike - Nicht alle kommen zurück“ von Lucy Clarke mehr Spannung nicht erträumen!" Sie habe die ganze Nacht kaum geschlafen, weil sie immer weiter und weiter habe lesen müssen. “Alles in allem ist der Autorin mit diesem Buch wieder ein absolut mitreißendes, spannendes Werk gelungen. Sehr zu empfehlen!!”, sagt Frida Lang. Achtung, Trigger-Warnung: Wer dieses Buch liest, sollte darauf vorbereitet sein, dass auch extreme Themen wie übermäßiger Drogenkonsum und Suizidgedanken thematisiert werden.&nbsp;📍Lucy Clarke. The Hike - Nicht alle kommen zurück. dtv. 416 Seiten. 17 Euro. #norwegen #wanderung #buchempfehlung #buchverliebt #buchtipp #krimi #akzentebuecherundwein #akzentebuchhandlung #buchhandlungoffenburg #weingutpieperbasler #ortenau #schwarzwald&nbsp;Folgt uns auch auf Insta https://www.instagram.com/buchhandlung.akzente/

The Hike

„Ein düsteres, paranoides Abbild von Amerika.“ So lässt sich dieser außergewöhnliche Story-Band wohl am besten beschreiben. Schon im Literarischen Quartett wurde „Es werden schöne Tage kommen“ von Thea Dorn gefeiert – und auch AKZENTE-Inhaberin Kirsten Pieper kann nur sagen: Diese Geschichten sind brillant! ✨Zach Williams lässt das Unheimliche in den Alltag einbrechen. Seine Figuren – oft Männer, die die Kontrolle verlieren – taumeln durch Erzählungen voller Angst, Wahnsinn und albtraumhafter Wendungen. Da gibt es etwa eine Familie, die nach der Apokalypse im Wald festsitzt – nur um festzustellen, dass das Kind nicht altert. Oder surrealen Büroalltag, der ins Psychotische kippt.Es ist ein Buch für alle, die düstere, verstörende, aber auch tiefgründige Literatur lieben. Mit einer Übersetzung von Bettina Arbarbanell und Clemens J. Setz und einer Empfehlung von Barack Obama ist dieses Debüt bereits jetzt ein literarisches Ereignis. 🔥📚 Zach Williams: Es werden schöne Tage kommen 📍 dtv Verlag, 2025 📖 268 Seiten, 24 €

Es werden schöne Tage kommen

Der Roman „Leuchtfeuer“ der amerikanischen Autorin Dani Shapiro ist ein ergreifender Roman, in dem die Frage nach Schuld, der Umgang mit Schuld und wie dieser Umgang das weitere Leben beeinflusst thematisiert werden. Im Mittelpunkt stehen zwei Familien, die in einem kleinen Vorort von New York leben und Nachbarn auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind. Durch mehrere schicksalhafte Begegnungen sind ihre Lebensgeschichten miteinander verwoben. Es gibt Momente, die das Leben für immer verändern. So ist das für die Geschwister Sarah und Theo Wilf, die mit ihren Eltern in ihrem Haus in einem Vorort von New York leben. Es ist der Sommer 1985. In einer Woche fängt die Schule wieder an. Die beiden Teenager langweilen sich. Sie schnappen sich den Autoschlüssel der Eltern, laden ihre Freundin Misty ein und los geht die wilde Fahrt! Doch dann passiert das Schreckliche: Dem 15-jährige Theo entgleitet das Lenkrad und das Auto knallt gegen eine alte Eiche. Misty wird getötet. Eigentlich hätte er gar nicht fahren dürfen, aber seine ältere Schwester Sarah, die hinten im Wagen sitzt, ist zu betrunken. Um den Bruder zu entlasten, behauptet Sarah jedoch, sie sei gefahren. Wie kann ein Leben nach so einer Katastrophe weitergehen? Was wird aus den beiden Geschwistern, die den Unfall überlebt haben, wie ergeht es dem Vater , bis dato ein hoch angesehener Arzt. Und auch Mutter Mimi wird aus ihrer heilen Welt jäh herausgerissen. In zeitlichen Sprüngen führt uns die Autorin mal in die Zukunft, 15 Jahre nach dem Unfall, oder nimmt uns mit in die Vergangenheit, als die Geschwister noch klein waren. Der Roman erzählt beeindruckend über Trauer und Traurigkeit. Über völlig unerwartete Verbindungen zwischen einander fremden Menschen, über die Magie von Seelenverwandtschaften. Über die Bürde der Vergangenheit. Bittersüß und melancholisch.&nbsp;&nbsp;Akzente-Inhaberin Kirsten Pieper ist angetan von der tief berührenden Geschichte, die ans Herz geht, und die eine Familientragödie aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Leuchtfeuer

Viel wurde über das Buch „Die Trophäe“ der flämischen Autorin Gaea Schoeters diskutiert. Die Autorin erzählt in dem Roman die Geschichte von Hunter White, der in den USA ein erfolgreicher Immobilienspekulant ist - und seine Freizeit als passionierter Trophäenjäger in Afrika verbringt. Von Jugend an mit der Jagd sozialisiert, ist sie Ausdruck seiner Männlichkeit und seiner Überlegenheit über die Natur. Ist schon im Beruf alles Spekulation, braucht er die Jagd, um sich lebendig zu fühlen und im wahren Leben anzukommen.&nbsp;&nbsp;Sein großer Traum ist es aber noch, die „Big Five“ voll zu machen. Nach Büffel, Löwe, Elefant und Leopard fehlt ihm ein Nashorn. Sein Jagdfreund Van Heeren, der mit der Großwildjagd ein lukratives Geschäft betreibt, hat ihm die Lizenz besorgt, um das Nashorn zu schießen.&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;Die beiden machen sich auf den Weg.&nbsp; Doch Hunters Projekt wird von Wilderern durchkreuzt. Er geht leer aus, &nbsp;sie kommen ihm zuvor. Er ist sehr wütend. Er könnte das bezahlte Geld für die Lizenz zurückfordern. Doch Van Heeren fagt ihn, ob er schon mal etwas von den „Big Six“ gehört hat. Er bietet ihm eine Jagd auf eine andere Spezies an – die Jagd auf die Spezies Mensch.&nbsp;Das Buch schildert eindrücklich die Natur mit ihren Geräuschen und Gerüchen, die drückende Hitze, die Landschaft, die Beobachtung der Tiere.&nbsp;Es verhandelt aber auch die Frage: Was geht in einem Menschen vor, der eine Waffe in der Hand hält? Was ist richtig und was falsch?&nbsp; Das Leben des Jägers aus dem Westen steht im Kontrast zu dem Leben der afrikanischen Gemeinschaft. Es ist nicht mehr klar, wem man trauen kann und wessen Wahrheit wahr ist. Auch der Jäger kann zur Beute werden.&nbsp;&nbsp;Der Stil des Romans ist sachlich, dokumentierend, aber nicht wertend.&nbsp;Ein heftiges Buch, das man nicht mehr aus der Hand legt, urteilt AKZENTE-Mitarbeiterin Simone Tschisgale.&nbsp;

Trophäe

"Kalte Füße" von Francesca Melandri ist ein bewegendes Buch über ein oft verdrängtes Kapitel der Geschichte: die Beteiligung Italiens am Krieg gegen die Sowjetunion. Die Buch-Empfehlung stammt von AKZENTE-Mitarbeiterin Sybille Scheerer.&nbsp;🔎 Als die Autorin die Kriegserlebnisse ihres Vaters recherchiert, entdeckt sie erschütternde Leerstellen – und eine unbequeme Wahrheit. Ihr Vater kämpfte nicht in Russland, sondern in der Ukraine. In einem langen Brief an ihn versucht sie zu verstehen, warum dieser Feldzug in Italien so oft verdrängt wird und warum ihr Vater bis zuletzt an einer faschistischen Gesinnung festhielt.✍️Melandri zieht gekonnt den Bogen von damals zu heute und kritisiert die bis heute in Italien verbreitete, unkritische Haltung gegenüber Russland. Mit fesselnder Sprache und tiefgehender Reflexion erzählt sie nicht nur eine Familiengeschichte, sondern hält auch der Gesellschaft einen Spiegel vor&nbsp;📚 Francesca Melandri: Kalte Füße, aus dem Italienischen übersetzt von Esther Hansen 📖 Wagenbach Verlag | 288 Seiten | 24 Euro.

Kalte Füße

Was wird aus Europa: Kürzlich haben wir Bürger der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union das Europäische Parlament gewählt. Das Ergebnis ist alarmierend.&nbsp;Europa scheint vieles vergessen zu haben, etwa dass es "aus Epen und Utopien hervorgegangen ist". Der französische Autor Laurent Gaudé hält in seinem langen Poem „Wir, Europa. Fest der Völker“: (edition fotoTAPETA, übers. Margret Millischer) den Ländern Europas den Spiegel vor. Es ist eine Verteidigungsrede: „die europäische Erzählung, eine Geschichte aus Begeisterung, Wut und Freude …“ Der Rückblick geht bis ins Revolutionsjahr 1848 zurück, erinnert an die schmerzlichen Ereignisse und Erfahrungen der Geschichte, gleichzeitig aber auch an die Gründung der EU und die damit verbundenen Hoffnungen und Errungenschaften.&nbsp;„Nichts ist einfach, wenn es um Völker und Grenzen geht", schreibt er. "Ihr findet, wir leben in einer schwierigen Zeit? Ihr seid erschrocken, wenn Unruhe auf einmal die Völker erfasst? Denkt nur an Victor Hugo und sein Exil. Denkt an Garibaldi, der den Atlantik überquerte (...).Denkt nur an Friedrich Hecker, 1848 nimmt er in den Straßen von Baden teil an derRevolution, muss nach Amerika ins Exil und schlägt sich im Sezessionskrieg auf die Seite der Nordstaaten…So viele Geschehnisse, so viele Unruhen, so viele zerstörte Schicksale …Und ihr findet, wir leben in einer schwierigen Zeit?Die beiden Jahrhunderte vor uns waren nichts als Wettkampf, Fieber, Angriffe und Revolutionen. Menschenfresser waren die Jahrhunderte vor uns, verschlungen haben sie den Mut und den Geist ganzer Generationen.Und nun sind wir da, wir, mit diesen Wörtern, die sie uns als Vermächtnis hinterließen: Nation, Gleichheit, Freiheit.Gelangweilt betrachten wir sie, blasierte Bürger sind wir, und so lange schon.Jugend! Jugend! Wir brauchen deinen frischen Schwung. Laurent Gaudé (1972), lebt in Paris, schreibt Theaterstücke, Erzählungen und Romane und bekam u. a. den Prix Goncourt &amp; Prix Jean Giono, Euregio-Literaturpreis (2010) und den Preis des Europäischen Buches (2019).

Wir, Europa

Der Investigativ-Journalist Thomas Gärtner fliegt nach Shanghai. Er ist auf eigene Faust unterwegs. Einen Auftrag vom Spiegel-Magazin hat er nicht. Im Gegenteil dort weiß niemand, dass er in China ist. Gärtner vergisst für seine Recherche jede Vorsichtsmaßnahme. Als er für den Kongress des Internationalen Olympischen Komitees keine Akkreditierung und somit auch kein Visum erhält, reist er mit einem Touristenvisum nach China ein. Schon zwei Tage nach Ankunft rächt es sich, dass Gärtner ohne Unterstützung und unter falschen Angaben bei den Behörden eingereist ist. Sein Kontaktmann beim Internationalen Olympischen Komitee, ein führender afrikanischer Funktionär der Organisation, wird ermordet. Und es gibt einen beinahe eindeutigen Beweis, dass Gärtner der Mörder ist. Doch er weiß nichts davon: Ihm fehlen zwei Tage seiner Erinnerung. Stephan Schmidt lebt in Taiwan und hat damit beste Einblicke in das Innenleben Chinas. Das merkt man bei der sehr pointierten Beschreibung der Gedankenwelt der Protagonisten, ob sie nun beim Geheimdienst oder der Polizei arbeiten oder doch ganz normalen Menschen sind, die mit diesen Behörden in Berührung kommen. Hierarchien und vorauseilender Gehorsam sind bei allen wesentliche Elemente des Alltags. Wer eigenständiges Denken wagt, sollte das tunlichst nur mit sich selbst ausmachen, falsche Worte können schnell zu Problem führen.Die thematische Einbindung Afrikas findet Stephan Schmidt, wenn er über chinesische Investitionen in Afrika und die daraus entstandenen Abhängigkeiten von verschuldeten Staaten gegenüber China schreibt. „Was China dort betreibt, ist nichts anderes als Kolonialismus des 21. Jahrhunderts. ‚Die Spiele‘ ist an erster Stelle ein Roman über die aktuelle weltpolitische Lage und an zweiter Stelle ein Kriminalroman - wie es auch auf dem Cover steht“, findet AKZENTE-Mitarbeiterin Sybille Scheerer, „spannend, aufschlussreich und sehr nachdenklich stimmend!“ 📍 Stephan Schmidt. Die Spiele. Dumont. 416 Seiten. 24 Euro.

Die Spiele

"Ich will kein Mädchen sein. Ich will auch kein Junge sein. Ich will nur ich selbst sein." In der Graphic Novel „Genderqueer“ beschreibt die Amerikanerin Maia Kobabe einfühlsam ihre Entwicklung als nichtbinärer Teenager. Wie erklärt man jemandem, was man nur erahnt? Was man so intensiv fühlt und doch nie fasst? Wie erklärt man den Menschen, die man liebt, dass man jemand anders ist, sich anders wahrnimmt, anders begehrt?&nbsp; "Genderqueer" &nbsp;ist eine radikal offene Autobiografie und gleichzeitig ein wichtiger Ratgeber zur Geschlechtsidentität für Menschen auf der Suche nach sich selbst. In den 1990ern ist Maia Kobabe ein leicht verstockter Teenager, der an allen Ecken und Kanten auf Fragen und Widerstände stößt. Heimliche Schwärmereien für die Mitschüler:innen, Freundschaften, Familienkrisen, Schulstress – der ganz normale Pubertätswahnsinn. Aber Maia strauchelt weit mehr als die Altersgenoss:innen. Als Mädchen fühlt sich Maia unwohl und oft fehl am Platz. Aber ein Junge will Maia auch nicht sein, zumindest nicht ganz. Kann man weder das eine noch das andere sein und trotzdem glücklich werden?"Genderqueer" erschien schon 2019 in den USA und vor kurzem auch in Deutschland und ist eine der erfolgreichsten Comicautobiografien. Doch &nbsp;in den USA steht es seit drei Jahren auf der Top Ten Liste der Most Challenged Books, der Bücher, für die der US-Bibliothekenverband Zensur fordert. Konservative Politiker, christliche Gruppen und besorgte Eltern nehmen in den USA vermehrt Einfluss auf Schulbüchereien und machen Druck, bestimmte Bücher, die nicht in ihr konservatives Weltbild passen, aus den Bibliotheken zu verbannen.Die Graphic Novel „Genderqueer“ ist ein Buchtipp von der Buchhandlung AKZENTE und wurde aus Anlass des „Pride Month“ ausgesucht. Im Monat Juni wird weltweit besonders auf die Rechte und Themen von Homo-, Bi- und Transsexuellen hingewiesen. "Pride" ist Englisch und bedeutet Stolz. Der Begriff soll unterstreichen, dass Menschen stolz auf sich sein können, egal welche sexuelle Identität und sexuelle Orientierung sie haben – und sich nicht verstecken brauchen.&nbsp;📌Maia Kobabe: „Genderqueer“, Reproduct Verlag 2024, 240 Seiten, farbig, 20 Euro.

Gender Queer

🚆 Eine Zugfahrt, die das Leben verändert...&nbsp;Diese Lektüre ist voller Esprit, Witz und Tiefgang. AKZENTE-Mitarbeiterin Sybille Scherer empfiehlt den neuen Roman von Daniel Glattauer sehr. Der ehemals gefeierte Autor Eduard Brünhofer trifft auf einer Zugfahrt von Wien nach München auf die Psychotherapeutin Catrin Meyr. Was als beiläufige Begegnung beginnt, entwickelt sich schnell zu einem intensiven Gespräch über Liebe, Beziehungen und das Leben.Ein Schlagabtausch mit Tiefgang: Eduard ist zunächst wenig gesprächig, doch Catrin stellt hartnäckige Fragen – nicht nur zu seinen Büchern, sondern auch zu seinem eigenen Eheleben. Je länger das Gespräch dauert, desto mehr gerät er ins Grübeln – und in Bedrängnis. Besonders gefallen hat Sybille Scheerer die feine Dialogkunst. Daniel Glattauer, bekannt für seinen Bestseller "Gut gegen Nordwind", &nbsp;zeigt auch hier sein Talent für schlagfertige, kluge Dialoge. Sein Schreibstil ist leicht, charmant und voller Wortwitz, gleichzeitig aber tiefgründig und mit unerwarteten Wendungen. Ein Roman, der sich weg liest, locker und leicht, mit einem überraschenden Ende.📕 Daniel Glattauer: In einem Zug 🏠 DuMont Buchverlag | 📖 208 Seiten | 💰 23 €

In einem Zug

Samantha Harvey entführt uns in die unendliche Weite des Weltalls und schafft eine Weltraum-Poesie, die sowohl introspektiv als auch kosmisch ist. 🚀 Ihre Sprache ist poetisch und tiefgründig – so berührend, dass sie einem Tränen in die Augen treiben kann. So erging es zumindest AKZENTE-Kollegin Christine von Lossau, die von der lyrischen Kraft des Romans begeistert ist. Kein Wunder, dass Harvey für dieses schmale, aber kraftvolle Werk den Booker Prize 2024 erhielt.Zum Inhalt: Sechs Astronauten und Kosmonauten verbringen neun Monate auf der Internationalen Raumstation (ISS) und umkreisen dabei sechzehn Mal täglich die Erde. 🌍 Jedes Kapitel repräsentiert eine 90-minütige Erdumrundung – und entfaltet eine Geschichte voller innerer Konflikte, Beziehungen und existenzieller Fragen. Dabei geht es nicht um heldenhafte Abenteuer, sondern um das Miteinander und das Ringen mit der eigenen Existenz.💬 Samantha Harvey zeichnet Menschen mit Ängsten, Hoffnungen und persönlichen Geschichten. Ihre Figuren reflektieren über Verlust, Glauben, Verantwortung und die Schönheit des Universums. Aus der Ferne des Weltalls erscheint die Erde klein und zerbrechlich – und rückt doch in den Fokus, als Spiegel für die menschliche Existenz.📚 Unbedingt lesen – „Umlaufbahnen“ ist eine lyrische Meditation über das Leben und unsere Verantwortung gegenüber der Erde. Ein literarisches Meisterwerk!✨ Samantha Harvey: Umlaufbahnen. Übersetzt aus dem Englischen von @julia_c_wolf, die sogar schon bei uns bei einer WORTSPIEL-Lesung in Offenburg war.📖 224 Seiten | dtv Verlag | 2024 Übrigens: Neuerscheinungen stellen wir regelmäßig bei unseren Literaturabenden &nbsp; „BUCH-LESE“ der Buchhandlung AKZENTE Bücher &amp; Wein vor. Die aktuellen Termine findet ihr unter Veranstaltungen.

Umlaufbahnen

Elsa Morante, 1912 in Rom geboren und 1985 dort gestorben, ist neben Natalia Ginzburg wohl die bedeutendste Schriftstellerin der italienischen Nachkriegsliteratur. Ihr Roman "La Storia" von 1974 war ein internationaler Erfolg und wird bis heute immer wieder in neue Sprachen übersetzt.&nbsp;"La Storia" ist die nüchterne Chronik von Diktaturen, Weltkriegen und Menschheitsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit der jedes Kapitel dieses Romans eröffnet. "La Storia" ist aber vor allem die Geschichte der verwitweten Lehrerin Ida in den Jahren 1941 bis 1947. Bis zur Erschöpfung hetzt sie in Rom zwischen den Armenvierteln hin und her, müht sich ab, ihre beiden Söhne durchzubringen. Nino, der ältere Sohn, Sympathisant der Schwarzhemdträger, will lieber heute als morgen das Lyzeum verlassen und in den Krieg ziehen. Später findet er sich bei den Partisanen wieder. Der kleine Useppe, gezeugt bei einer Vergewaltigung durch einen jungen Wehrmachtsoldaten, immer heiter und neugierig, verbringt seine Tage allein in der Wohnung, manchmal in Gesellschaft des ebenso liebenswerten Hundes Blitz. Inmitten von Bombenangriffen, Hunger und Deportationen wächst Idas Angst, ihre jüdischen Vorfahren könnten der Familie zum Verhängnis werden.&nbsp;Mit unendlicher Zuneigung für ihre Figuren und einer Klarheit in der Sprache verknüpft Elsa Morante die Geschichte einer Welt in Flammen mit dem Schicksal einer Frau und ihrer Kinder.In der einfühlsamen und sorgfältigen Übersetzung von Maja Pflug und Klaudia Ruschkowski entfaltet sich die magische Sogwirkung, die der Roman bis heute ausübt, so lautet das Urteil von Akzente-Mitarbeiterin Christa Peiseler (ehemalige Akzente-Inhaberin). 📍 Elsa Morante. La Storia. Neu übersetzt aus dem Italienischen von Maja Pflug und Klaudia Ruschkowski. Wagenbach Verlag Berlin 2024. 768 Seiten. 38 Euro.

La Storia

Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt - auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg -, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.Nach ihrem gefeierten Debüt '22 Bahnen' erzählt Caroline Wahl in ihrem unverwechselbaren Sound nun, wie Ida es mit dem Leben aufnimmt. Ein aufwühlender, intensiver und dabei ungemein tröstlicher Roman über Töchter, Schwestern und Mütter, über vermeintliche Schuld und das Verzeihen - sich selbst und den anderen.  

Der neue Roman von der Autorin des Bestsellers '22 Bahnen'

Windstärke 17

Han Kang ist eine Meisterin der leisen, aber eindringlichen Töne. 🌿 Sie vermag es, mit wenigen, poetischen Worten Welten aufzubauen – voller Schmerz, Schönheit und existenzieller Fragen. In „Unmöglicher Abschied“ verwebt sie persönliche Schicksale mit der tragischen Geschichte Südkoreas und erschafft dabei einen hypnotischen Erzählstrom, der &nbsp;sie nicht mehr loslgelassen hat, so das Urteil von AKZENTE-Inhaberin Kirsten Pieper.Zum Inhalt: Inseon bittet ihre Freundin Gyeongha, sich um ihr Haus und ihren kleinen weißen Vogel auf der Insel Jeju zu kümmern. Doch Gyeongha gerät in einen Schneesturm – und stößt auf Recherchen ihrer Freundin über ein lange verdrängtes Massaker. ❄️ Der Schnee wird zur zentralen Metapher des Romans: Er bedeckt die Spuren der Vergangenheit und wird doch immer wieder aufgewirbelt.💬 Han Kang schreibt sinnlich, zart und gleichzeitig mit großer Wucht. Ihre Sprache ist ein Balanceakt zwischen Schönheit und Grauen, zwischen Poesie und Trauma. Und trotz der düsteren Thematik bleibt in ihrem Roman viel Platz für Hoffnung, Freundschaft und Überlebenskraft.📚 Unbedingt lesen – der neue Roman der Literaturnobelpreisträgerin ist ein literarisches Meisterwerk!✨ Han Kang: Unmöglicher Abschied📖 315 Seiten | Aufbau Verlag | 2024Der neue Roman von Han Kang ist auch bei der Büchergilde Gutenberg erschienen. Infos zur Büchergilde-Mitgliedschaft gibt es direkt bei uns in der Buchhandlung.&nbsp;Spannende Neuerscheinungen stellen wir regelmäßig bei unseren Literaturabenden mit dem Namen &nbsp;„BUCH-LESE“ im Gewölbekeller neben der Buchhandlung (selber Eingang) vor.&nbsp;

Unmöglicher Abschied

Wie viel ist Fürsorge wert? Und wann wird Großzügigkeit zur Geste der Macht?Susanne Gregor erzählt in ihrem Roman "Halbe Leben" von zwei Frauen, deren Welten nicht unterschiedlicher sein könnten: Klara, erfolgreiche Architektin mit perfektem Leben – und Paulina, die als Pflegekraft ihre Heimat und ihre Söhne zurücklassen muss, um Klaras demente Mutter zu betreuen. Sehr angetan von diesem Roman ist AKZENTE-Inhaberin Kirsten Pieper, die das Buch bei der letzten AKZENTE-BUCH-LESE vorgestellt hat.💥 Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag: Das Ende steht schon auf Seite 1. Doch was ist wirklich passiert? In Rückblenden entfaltet sich ein komplexes Drama um Abhängigkeit, Schuld und soziale Ungleichheit.Im Laufe des Erzählens nimmt der Roman immer mehr an Fahrt auf – in sprachlicher Verdichtung und zynischen Zuspitzung wird nach und nach eine Doppelmoral entlarvt, und die Autorin beschreibt in sachlichem Ton, wie herablassend die Betreuerin Paulina eigentlich behandelt wird – auch wenn das das Arbeitgeber-Ehepaar selbst nicht so wahrnimmt und sich als sehr großzügig sieht.💡 "Halbe Leben" ist ein hochaktueller, sprachlich präziser Roman, der leise Misstöne ebenso einfängt wie die gnadenlose Doppelmoral. Ein literarischer Wurf – fesselnd, bitter und brillant geschrieben!📖 Halbe Leben, Susanne Gregor 📍 Paul Zsolnay Verlag, 2025 📏 192 Seiten | 💶 23 €Das Buch haben wir bei unserer letzten „BUCH-LESE“ am 19. Februar vorgestellt. Die nächste Büchervorstellung der Buchhandlung AKZENTE Bücher &amp; Wein findet am Dienstag, 29. April, 19 Uhr, im Gewölbekeller neben der Buchhandlung (selber Eingang) statt. Anmeldung direkt hier oder in der Buchhandlung.

Halbe Leben

„Der große Riss“ von Cristina Henríquez ist ein packendes literarisches Werk, das überraschend aktuell und gleichzeitig tief in der Geschichte verwurzelt ist. AKZENTE-Mitarbeiterin Christine von Lossau ist von der eindrucksvollen Erzählweise begeistert, die Henríquez’ Blick auf das geopolitische Großprojekt des Panamakanals zu einem Spiegelbild der heutigen Welt macht. In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen und Expansionen weltweit für Aufregung sorgen, bekommt der Roman einen ganz aktuellen Zug. Henríquez erzählt diese Geschichte aus der Perspektive der „kleinen Leute“, der Arbeiter, Migranten und Einheimischen, die oft übersehen werden. Das macht den Roman so kraftvoll und relevant.&nbsp;Zum Inhalt: Der Roman beleuchtet das Leben der Menschen, deren Existenz durch den Bau des Kanals verändert wurde. Vom amerikanischen Arzt John Oswald, der sein Leben der Bekämpfung von Malaria widmet, über das panamaische Ehepaar Joaquín und Valentina, die sich gegen die Umsiedlung ihrer Dörfer stellen, bis hin zu Ada, die aus Barbados nach Panama reist, um das Leben ihrer Schwester zu retten. Henríquez zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie geopolitische Projekte das Leben der Einzelnen beeinflussen. Besonders berührend sind die starken Frauenfiguren: Marian, Ada und Valentina, die alle ihren eigenen Weg gehen und der Handlung eine Tiefe verleihen. Diese Figuren sind unabhängig, mutig und fest in ihren Überzeugungen – eine erfrischende Abkehr von den üblichen Klischees in historischen Romanen. Ein Roman über Kolonialismus, Migration und den unerschütterlichen menschlichen Drang nach Anerkennung.&nbsp; Cristina Henríquez: Der große Riss. Übersetzt aus dem Englischen von Maximilian Murmann 416 Seiten | Hanser Verlag | 2025&nbsp;

Der große Riss

Die Autorin Isabelle Autissier war die erste Frau, die vor mehr als dreißig Jahren im Rahmen einer Regatta allein um die Welt segelte. Sie war zudem lange Jahre Präsidentin des französischen WWF. Ihre Erfahrungen auf den Weltmeeren finden sich in ihren Romanen wieder. Ihr neuer Roman "Acqua alta" , das italienische Wort für Hochwasser, könnte zeitgemäßer nicht sein.Venedig, die Serenissima, ist für viele Touristen ein Sehnsuchtsort. Aber Venedig wird Jahr für Jahr vom Hochwasser überschwemmt und macht die Stadt mürbe.Der Roman spielt im Jahr 2021 und Venedig wurde durch eine riesige Flutwelle überschwemmt.Guido Malegatti ist einer der wenigen Überlebenden. Als Bauunternehmer und Wirtschaftsrat der Stadt wusste er sehr wohl um die Gefahr, doch Geld und Machtgier haben ihn blind gemacht. Seine Frau, eine Venezianerin aus gutem Hause, interessiert sich nur für sich und ihr Ansehen. Anders ihre Tochter Léa, die die Fakten erkennt und benennt. Gegen den massiven Druck ihres Vaters schließt sie sich einer Umweltorganisation an, die die drohende Gefahr öffentlich macht und kämpft gegen ihn.Isabelle Autissier legt den Finger in die Wunde und der Leser muss sich am Ende fragen: auf welcher Seite stehe ich?Akzente Mitarbeiterin Sybille Scheerer war von diesem Roman zutiefst beeindruckt. Prädikat besonders wertvoll!&nbsp;📍Isabelle Autissier. Acqua Alta. Aus dem Französischen von Kristen Gleinig. mare Verlag, 2024. 208 Seiten. 23 Euro.

Acqua alta

AKZENTE-Kollegin Christa Peiseler beschreibt „Ein kleiner Händler, der mein Vater“ war von Lotte Paepcke als ein zutiefst bewegendes und präzises Zeugnis von Verlust, Verfolgung und der Suche nach Zugehörigkeit. Lotte Paepcke, Tochter des jüdischen Lederwarenhändlers Max Mayer aus Freiburg, erzählt mit Melancholie und Mitgefühl die Geschichte ihres Vaters, der vor und nach 1933 eine dramatische Wandlung durchlebt.Max Mayer war bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten ein geachteter Bürger und engagierter Politiker der SPD. Doch nach 1933 musste er sein politisches Amt aufgeben und wurde zunehmend von seinen Mitmenschen gemieden. Schließlich wurde ihm auch die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, und zusammen mit seiner Frau floh er in die USA. Nach dem Krieg kehrt er nach Deutschland zurück, doch er fühlt sich in seiner Heimatstadt und seiner ehemaligen Heimat völlig entwurzelt, verliert alle Gewissheiten und den Boden unter den Füßen.Lotte Paepcke schildert in ihrem 1972 erstmals erschienenen Roman die lebenslange Suche ihres Vaters nach Zugehörigkeit und die tiefe Entfremdung, die durch die Verfolgung und das Exil ausgelöst wurde. In einem bewegenden Nachwort erfahren wir, wie Max Mayer 1938 einen Brief an seinen Enkel schrieb, dessen Aufwachsen er nicht mehr erleben konnte. Ein weiteres Nachwort von seinen Enkelkindern und Urenkelinnen zeigt auf, wie wichtig es für sie ist, die Erinnerung an diese dunkle Vergangenheit zu bewahren.Ein kleiner Händler, der mein Vater war ist ein Roman, der als Parabel auf die Schicksale all jener gelesen werden kann, die durch Kriege, Verfolgung oder Hunger aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Der 2021 gegründete Freiburger 8 grad Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Buch wieder zugänglich zu machen, was es zu einer wertvollen Lektüre für junge Leser und Leserinnen macht.&nbsp;📚 Lotte Paepcke: Ein kleiner Händler, der mein Vater war📖 120 Seiten | 8 grad Verlag Freiburg | 2025&nbsp;

Ein kleiner Händler, der mein Vater war

Für AKZENTE-Mitarbeiterin Sybille Scherer ist der neue Roman “Russische Spezialitäten” von Dmitrij Kapitelman ein tief melancholisches und bewegendes Buch, das die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auf einer sehr persönlichen Ebene thematisiert. Kapitelman, der im Alter von acht Jahren als jüdischer Kontingentflüchtling aus der Ukraine nach Deutschland kam, zeichnet in diesem Buch ein eindrucksvolles Bild einer Familie aus Kyjiw, die in Leipzig ein Geschäft für russische und ukrainische Spezialitäten betreibt.Im Zentrum der Geschichte steht der Konflikt innerhalb der Familie: Der Sohn liebt seine Heimat Kyjiw, während die Mutter, die die russische Propaganda unterstützt, eine andere Sichtweise hat. Als der Krieg ausbricht, eskaliert dieser Konflikt, und der Sohn beschließt, in die Ukraine zu reisen, um seiner Mutter die Realität des Krieges zu zeigen und sie von der russischen Propaganda zu befreien. Er setzt sich in einen Flixbus und begibt sich auf eine Reise, die ihn nicht nur zu alten Freunden und fremden Menschen führt, sondern vor allem in die Realität des Krieges.Kapitelman erzählt diese tragische, aber auch zärtliche Geschichte in seinem unverwechselbaren Stil, der voller tiefgründiger Melancholie ist. Durch die Perspektive der Familie, die als kleinste Zelle der Gesellschaft fungiert, wird der Wahnsinn des Krieges auf erschütternde Weise greifbar.💬Sybille Scherer ist von der Erzählweise des Autors zutiefst berührt und schätzt, wie er das große Thema des Krieges anhand der persönlichen Geschichten der Charaktere entwirft. Russische Spezialitäten ist ein eindrucksvolles literarisches Werk, das die Auswirkungen des aktuellen Konflikts auf menschliche Beziehungen und die Familie auf eindrucksvolle Weise beleuchtet.📚 Dmitrij Kapitelman: Russische Spezialitäten📖 192 Seiten | Hanser Verlag | 2025

Russische Spezialitäten

⚠ Triggerwarnung: Das Buch behandelt Themen wie sexuellen Missbrauch und die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Bitte achte darauf, ob dies für dich geeignet ist.📖 Das Lieben danach von Helene Bracht ist ein kraftvolles Debüt, das sich nur schwer einem Genre zuordnen lässt, findet Christine von Lossau vom Team der Buchhandlung AKZENTE. Die Autorin reflektiert über ihre eigene Geschichte und die Auswirkungen von Kindesmissbrauch. Sie wechselt zwischen autobiografischen Erlebnissen und wissenschaftlichen Studien, um die psychologischen Mechanismen hinter dem Missbrauch und den lebenslangen Folgen darzulegen.🧠Die Ich-Erzählerin denkt über ihre Kindheit nach und schildert die prägendsten Erlebnisse, die ihre Sicht auf Sexualität und zwischenmenschliche Beziehungen beeinflussten. Besonders schwer verdaulich sind die expliziten Schilderungen des Missbrauchs, den die Erzählerin im Kindesalter erlebte. Diese Passagen sind tief erschütternd und machen das Buch zu einer emotional fordernden Lektüre. Und dennoch erweist sich im Verlauf des Buches der Eindruck, dass sich die Erzählerin durch ihre reflektierende Umsicht von der alten Last befreien kann.❤️‍🩹Immer wieder geht es um die Frage: Wie kann man nach einem solchen Trauma noch lieben? Welche Auswirkungen hat Missbrauch auf die Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu führen? Als Psychologin nutzt Bracht ihre Expertise, um das Thema wissenschaftlich einzuordnen und die tiefen Narben zu erklären, die Missbrauch hinterlässt. Ein weiterer zentraler Aspekt des Buches ist die Auseinandersetzung mit familiärem Schweigen und gesellschaftlicher Verantwortung.🌿Das Lieben danach ist ein mutiger und ehrlicher Blick auf das Leben nach einem. Es ist nicht nur ein literarisches Zeugnis des Überlebens, sondern auch ein Plädoyer für den Umgang mit eigenen Dämonen und die Suche nach Verständnis.📚 Helene Bracht: Das Lieben danach 📖 192 Seiten | Hanser Verlag | 2025

Das Lieben danach

Seit dem Tod seiner Frau lebt der über 70-jährige Louis Arthur Schongauer allein inmitten alter Olivenbäume in einem Steinhaus am Gardasee. Er führt ein ruhiges, zurückgezogenes Leben. Allein sein Hund ist sein ständiger Begleiter. "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt, denkt Schongauer in schlaflosen Nächten sogar manchmal daran, dass er gern als dieses Tier auf die Welt gekommen wäre, nur mit dem Gedächtnis für Gut und Ungut, Freund oder Feind, und ohne Wissen um die Zeit", schreibt Autor Bodo Kirchhoff an einer Stelle. Doch dann landet eine junge Reisebloggerin bei ihm auf dem Grundstück und zugleich erwartet er eine Autorin, die eine Kurzbiografie seines Lebens als Schauspieler schreiben möchte. Es prallen nicht nur drei Generationen aufeinander, sondern verschiedene Lebensentwürfe mit all ihren Facetten. "Ein wunderbarer Roman des Buchpreisträgers. Schnörkellos und ehrlich beschreibt Bodo Kirchhoff das Älter werden, die Sehnsüchte, Ängste und den ewigen Wunsch nach Liebe", findet AKZENTE-Mitarbeiterin Sybille Scheerer, die seit vielen Jahren eine Bodo Korchhoff-Leserin ist. Mit seinem neuen Roman hat er ihr zufolge ein weiteres Kunstwerk erschaffen. 📍 Bodo Kirchhoff. Seit er sein Leben mit einem Tier teilt. dtv Verlag. 384 Seiten. 24 Euro.

"Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" von Bodo Kirchhoff.

Seit er sein Leben mit einem Tier teilt

Spannende Ferienlektüre: AKZENTE-Mitarbeiterin Simone Tschisgale hat einen tollen Buchtipp für alle Kinder ab 10 Jahren, die gerne Spannung mögen! Zum Inhalt: Arthur Doyle, der berühmte Autor, der später Sherlock Holmes in seinen Büchern verzwickte Fälle lösen lässt, ist die Hauptfigur dieses Buches. Arthur, hier noch ein Junge von 10 Jahren, lebt mit seiner Familie in ärmlichen Verhältnissen in Edinburgh, als er eines Tages im Jahr 1868 eine Einladung von Baskerville Hall bekommt. Dieses Internat dürfen nur Kinder mit außergewöhnlichen Talenten besuchen. Für Arthur öffnen sich die Türen der Schule dank seines messerscharfen Verstandes. Er ergreift die Chance, in der Hoffnung später seine Eltern und Geschwister unterstützen zu können. Dort angekommen, findet er neue Freunde und muss manch aufregendes Abenteuer bestehen. Man kann einige Parallelen zwischen Arthurs Jugendjahren und Erfahrungen in diesem Internat und den Beschreibungen in seinen späteren Sherlock Holmes Krimis entdecken, so als seien die Erlebnisse eine Inspiration für seine späteren Büchern über Sherlock Holmes. Eine von der ersten Seite an spannende Geschichte mit vielen fantastischen Elementen für Kinder ab 10 Jahren. 📌Ali Standish: Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente. Hanser Verlag 2024. 336 Seiten. 17 Euro.

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